Demenz und Migration

Demenz und Migration

 

Menschen mit Zuwanderungsgeschichte können in gleicher Weise von einer Demenz betroffen werden wie Einheimische. Möglicherweise setzen demenzielle Erkrankungen bei ihnen aufgrund körperlicher und psychischer Belastungen sogar früher ein.

Unverständnis, Scham und Tabus im Umgang mit Demenz erschweren bei Betroffenen und ihren Angehörigen eine lösungsorientierte Auseinandersetzung. Allzu oft wird das Thema verdrängt und Angehörige sind mit der Situation alleingelassen. Aufklärung und Information sind daher besonders wichtig.

Zugangsbarrieren

Während das Thema Demenz mittlerweile im öffentlichen Bewusstsein präsent ist und die Regelversorgung für Demenzkranke sowohl quantitativ als auch qualitativ ausgeweitet wurde, ist sie für ältere Menschen mit Migrationshintergrund und ihre Angehörigen kaum zugänglich. Zugangsbarrieren werden durch sprachliche Probleme und mangelnde Information über Strukturen und Einrichtungen im Gesundheitswesen oder über sozialrechtliche Ansprüche verstärkt.

Da an Demenz erkrankte Migrantinnen und Migranten im Laufe der Krankheit die deutsche Sprache vergessen und bei der Diagnostik, Therapie und Betreuung auf muttersprachliche Fachkräfte und Begleitpersonen angewiesen sind, helfen ihnen die Regelangebote kaum weiter.

Bedarfsgerechte Angebote

Ziel sollte es daher sein, die für die Demenzkrankheit entwickelten Diagnoseinstrumente, die in der Praxis bewährten Interventionsstrategien sowie Hilfe- und Unterstützungsangebote für Demenzkranke und ihre Angehörigen an die Bedürfnisse von Migranten anzupassen und zugänglich zu machen.

Die Rolle von Migrantenorganisationen

Eine wichtige Brücke zwischen dem etablierten Versorgungs- und Hilfesystem einerseits und der Zielgruppe der demenzkranken Migranten andererseits können Migrantenselbstorganisationen darstellen. Sie genießen in aller Regel ein hohes Maß an Vertrauen in der Migrantenbevölkerung und haben Einblicke in die Lebensrealität älterer Migranten und ihrer Familien. Erforderlich ist, dass sie über ein entsprechendes Problembewusstsein und Fachwissen zum Thema Demenz verfügen und in den entscheidenden Netzwerken mitwirken.