Kultursensible Pflege

Angesichts des wachsenden Anteils von älteren Migrantinnen und Migranten sowie deren Familien und Angehörigen wird zunehmend erkannt, dass sich das Gesundheits- und Pflegewesen interkulturell öffnen muss. Gerade in Regionen mit einem hohen Anteil von Migrantenfamilien und einer entsprechenden Altersstruktur sind sich die Akteure der Dringlichkeit des Themas bewusst.

Kultursensible Versorgung und Pflege bedeutet, dass der Menschen als Individuum vor dem Hintergrund seiner Biografie gesehen und die Pflege auf seine Bedürfnisse abgestimmt wird. Interkulturelle Kompetenzen, Sprachkenntnisse, Neugier und Toleranz sind wichtige Voraussetzungen, damit dies gelingen kann.

Gleichzeitig sind immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund in Gesundheits- und Pflegeberufen ausgebildet und arbeiten in stationären Einrichtungen oder ambulanten Pflegediensten. Dies bietet die Chance, angepasste Versorgungsangebote innerhalb des gleichen Kultur- und Sprachkreises zu entwickeln.

Im Folgenden sind einige gute Initiativen im Bereich Gesundheit, Pflege und Migration aufgeführt, die vertieft informieren.

Forum für eine kultursensible Altenhilfe

Das "Forum für eine kultursensible Altenhilfe" ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Verbänden, Organisationen, Migrantenorganisationen, und Institutionen aus den Arbeitsfeldern der Altenhilfe und Migrationsarbeit sowie angrenzender Tätigkeitsfelder, der sich nach Abschluss der Kampagne für eine kultursensible Altenhilfe Anfang 2006 konstituiert hat. Das Forum basiert auf freiwilliger, vernetzter und demokratischer Arbeitsweise. Auf der Internetseite findet man Ansprechpartner in vier Regionen Deutschlands und weiteres Material.

www.kultursensible-altenhilfe.net

Memorandum für eine kultursensible Altenpflege

In dem Arbeitskreis „Charta für eine kultursensible Altenpflege“ haben sich verschiedene Institutionen, Verbände und Einzelpersonen zusammengeschlossen, die mit Migrations- und Integrationsfragen, sowie Fragen der Altenhilfe befasst sind. Als Ergebnis fasst das „Memorandum für eine kultursensible Altenhilfe“ (2. Auflage 2009) die wichtigsten Punkte zusammen:

- Bestehende Barrieren zwischen den Institutionen der Altenhilfe und zugewanderten Seniorinnen und Senioren können über zugehende und partizipative Ansätze überwunden werden

- Kultursensible Pflege trägt dazu bei, dass eine pflegebedürftige Person entsprechend ihrer individuellen Werte,  kulturellen und religiösen Prägungen und Bedürfnisse leben kann

- Der Prozess der Interkulturellen Öffnung ist kein Zusatzangebot, sondern betrifft die ganze Organisation und erfordert einen transparenten, langfristigen Entwicklungsprozess auf allen Ebenen

- Eine Interkulturelle Öffnung der Altenhilfe ist eine Aufgabe der Personal- und Teamentwicklung. Ein Team, das sich aus Menschen verschiedener Herkunft zusammensetzt, braucht Anstöße und Begleitung für einen bewussten Teamfindungsprozess, um sich zu einem interkulturell kompetenten Team zu entwickeln

- Die Institutionen der Aus-, Fort- und Weiterbildung sind aufgefordert, das Thema kultursensible Pflege als Querschnittsthema zu verankern

- Institutionen und Verbände, die sich auf den Weg der Interkulturellen Öffnung der ambulanten und stationären Altenpflege und Altenarbeit begeben, brauchen politische, fachliche sowie finanzielle Unterstützung

- Die Selbstorganisationen der Migrantinnen und Migranten sind als Potenzial und Ressource anzuerkennen und bei politischen Entscheidungen sowie der Verteilung von Geldern zu berücksichtigen

Memorandum als PDF 

Plattform „Gesundheit für Migrantinnen und Migranten in Niedersachsen“

Die Datenbank "Gesundheit für Migranten in Niedersachsen" – GeMiNie - ermöglicht die gezielte Recherche nach Gesundheitsdienstleistern anhand der Kriterien: Standort, Fachgebiet und Sprachkenntnis.

Als zusätzlichen Service enthält das Internetportal eine Sammlung mit Weblinks zu fremdsprachigem Informa- tionsmaterial und wichtigen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern auf Bundes- und Landesebene in den Bereichen Gesundheit, Migration und Integration.

Hier kommen Sie auf das Portal:

www.geminie-online.de

Ethno-Medizinisches Zentrum e.V. Hannover

Das Ethno-Medizinische Zentrum e.V. (EMZ) wurde im Jahr 1989 in Hannover mit dem Ziel gegründet, die gesundheitliche Versorgung von Migranten zu verbessern.

Es bildet eine „Brücke zwischen den Kulturen“, indem es zwischen Menschen verschiedener Kulturen (und Sprachen) und ihren unterschiedlichen Vorstellungen von Gesundheit, Krankheit und dem Körper vermittelt.

Das EMZ bietet kultursensible und sprachspezifische Konzepte und Servicedienste an, die kostengünstig und qualitätsgerecht zu mehr Gesundheit für Migranten beitragen.

http://www.ethno-medizinisches-zentrum.de/

MiMi Mit Migranten Für Migranten

Ziel des Projekts „MiMi – Mit Migranten für Migranten – Interkulturelle Gesundheit in Deutschland“, das vom Ethno-Medizinischen Zentrum e.V. entwickelt wurde, ist, bei Menschen mit Migrationshintergrund die Eigenverantwortung für ihre Gesundheit und für Maßnahmen zur Prävention zu stärken und langfristig einen Beitrag zur Reduzierung von Ungleichheiten bezüglich der Gesundheitschancen zu leisten.

Kern des Projekts besteht in der Ausbildung von MediatorInnen bzw. LotsInnen und der muttersprachlichen Informationsvermittlung durch diese in den Lebensräumen der MigrantInnen.

Gegenwärtig ist MiMi an 57 Standorten in 10 Bundesländern vertreten, darunter gibt es Landesprogramme in Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, und Bayern, die jeweils unterschiedliche Schwerpunktthemen haben.

www.bkk-bv-gesundheit.de